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Aufnahmestopp für Neupatienten
#Praxenkollaps

Dieser Winter wird hart!

Der Kinderärztemangel betrifft uns alle!

Aufnahmestopp für Neupatienten

Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Eltern,

bis Ende des Jahres werden 3 weitere Kinderärztinnen in Rente gehen, damit gibt es im Landkreis Cuxhaven 4 Kinderarztsitze und in Bremerhaven 3 Kinderarztsitze ohne Nachfolger. Somit sind Patienten von 7 Kinderarztpraxen nicht mehr versorgt in unserer Region. Eine durchschnittliche Kinderarztpraxis in Niedersachsen versorgt im Quartal ca. 1000 verschiedene Patienten (die meisten davon mehrfach). Eine größere Praxis versorgt 1200-1500 Patienten.

Rechnerisch heißt das, dass mindestens 7000 Familien mit Kindern in diesem Winter (und darüber hinaus) pro Quartal Kinder- und Jugendärztlich nicht mehr versorgt werden. Das bedeutet, diese Patienten bekommen keine Vorsorgetermine, sie haben keinen Ansprechpartner bei Fragen & Problemen und auch keinen Kinder- und Jugendarzt, der sich die Kinder und Jugendlichen anschaut, wenn Sie krank sind.

Langfristig versuchen wir mit unserer Kinder- und Jugendarztpraxis CUXLAND dieser schrecklichen Entwicklung entgegenzuwirken und eine gute kinderärztliche Versorgung für unsere Region zu ermöglichen. Dafür haben wir viel Geld eingesetzt und ein hohes Risiko mit unserer neuen Praxis auf uns genommen. Bis aber mehr Kinderärztinnen und Kinderärzte bei uns arbeiten, können wir diese Menge an Patienten nicht versorgen. Aufgrund unserer guten Strukturen versorgen wir aktuell bereits 1800-2000 Patienten pro Quartal in unserer neuen Praxis. Das sind 160-180 Patienten pro Tag. Damit sind wir aber auch an unserer maximalen Kapazitätsgrenze angelangt. Mehr Patienten geht einfach nicht pro Tag.

Wir wissen sehr genau, dass es für Eltern schlimm ist, wenn Ihr Kind krank ist, es vielleicht sogar Schmerzen hat und ihre Kinderarztpraxis sagt „wir haben leider keinen Termin mehr frei“. Bedauerlicherweise werden diese Aussage aber unzählige Familien in den nächsten Monaten immer wieder hören, die einen Kinderarzttermin benötigen (übrigens nicht nur von uns, sondern bei allen Kinderarztpraxen dieser Region und in ganz Deutschland). Wir alle arbeiten so gut und viel wir können, aber selbst wenn wir 24h durcharbeiten würden, würde es nicht reichen um den Mangel an Kinderärzten zu kompensieren.

In den letzten Wochen wurden mein Team und ich vollkommen überrascht von der schieren Masse an Neupatientenanfragen. Wir hatten viel befürchtet, aber mit dieser Menge hatte wir nicht gerechnet. Hinzu kommt die beginnende Infektsaison, die ordentlich Fahrt aufnimmt. Man darf außerdem auch nicht vergessen, dass die 3 Kolleginnen, die jetzt in den Ruhestand gehen werden, aktuell ja noch ihre Patienten versorgen.

Ich habe mich daher schweren Herzens dazu entschlossen, einen Aufnahmestopp für Neupatienten zu verhängen (Ausnahmen gelten für Babys von U2 bis zur U5, und dann natürlich darüber hinaus weiter). Dieser Aufnahmestopp ist notwendig, um zumindest die Versorgung unserer bisherigen Patienten auf dem hohen Niveau sicherzustellen, dass ich selber für meine Familie wünschen würde und das wir Ihnen bisher geboten haben.

Zum Glück ist dieser Aufnahmestopp ja hoffentlich nur für gewisse Zeit, da wir mit jedem neuen Kinderarzt bzw. Kinderärztin, die bei uns neu anfängt, Kapazitäten für weitere Neupatienten schaffen werden.

Ich habe keinen Kinderarzt für meine Kinder, was soll ich denn jetzt machen?

  • Leider gibt es keine befriedigende Antwort auf diese Frage.
  • Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen wird die Hausärzte bitten, auch Kinder anzuschauen, die gerade nicht versorgt sind, um die größte Not zu lindern.
  • Fragen Sie bei akuten Problemen bei allen Kinderärztinnen und Kinderärzten in der Region (und evtl. darüber hinaus), ob Sie einen Akuttermin bekommen können.
  • Rufen Sie die 116 117 an, ob es freie Termine bei Kinderärzten gibt (sehr unwahrscheinlich)
  • In sehr dringenden Fällen gehen Sie in einer Notaufnahme oder rufen Sie die 112
  • Folgend Sie uns bitte auf Facebook, auf Instagram und installieren Sie unsere PraxisApp. Wir werden Sie auf allen unseren Kanälen (wie immer) auf dem Laufenden halten und Sie erfahren sofort, wenn wir wieder neue Patienten nehmen können.
  • Wenn Sie noch nicht bei uns waren und Ihr Kind notwendige Schutzimpfungen benötigt, so dürfen Sie sich online einen Termin buchen (Sie gelten danach aber weiterhin nicht als aufgenommen, es tut uns leid!)
  • Wenn Sie dringend Medikamente oder Überweisungen (dies gilt NICHT für Heilmittelverordnungen wie Ergo, Logo oder Physio) für Ihr Kind benötigen und noch nicht bei uns waren, dann kommen Sie (mit Wartezeit) bitte ohne Termin in unsere Praxis, wir versuchen Ihnen zu helfen (Sie gelten danach aber weiterhin nicht als aufgenommen, es tut uns leid!)
  • Nutzen Sie Ihre Netzwerke, Bekannten, Freunde und Verwandten. Erzählen Sie Ihnen von unserer außergewöhnlichen Praxis und das wir gute Kinderärztinnen und Kinderärzte suchen, die in einer der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands an einem tollen Arbeitsplatz in einem hervorragenden Team arbeiten wollen. Schicken Sie Ihnen den Link zu unserer Webseite. Im Menü unter „Karriere“ oder „Weiterbildung“ gibt es für interessierte Kolleginnen und Kollegen alle wichtigen Informationen. Die langfristige Versorgung unserer Kinder dieser Region steht und fällt mit neuen Kinder- und Jugendärztinnen und Ärzten, die bei uns anfangen.
  • Laut Cuxhavener Nachrichten vom 30.11.2023 scheinen die Kollegin Schildger in Bad Bederkesa (Frau Schildger ist auch maximal überfüllt, leider besteht auch hier keine Kapazität mehr für Neupatienten) und Herr Reimpell in Cuxhaven noch Versorgungskapazitäten zu haben, eventuell haben Sie dort noch eine Chance für eine Aufnahme.

Des Weiteren haben wir ein paar Bitten an unsere (auch zukünftigen) Patienten:

  • Bitte seien Sie meinem Personal nicht böse, wenn wir Sie mit Ihrem Terminwunsch ablehnen müssen, wir haben nur begrenzte Kapazitäten und können leider nichts für diesen Ärztemangel.
  • Wenn wir online keinen Termin mehr frei haben, dann haben wir keine Termine mehr frei, auch nicht per Telefon und auch nicht, wenn Sie einfach so vorbei kommen.
  • Wenn Ihr Kind ein Notfall ist (bekommt schwer Luft, fiebernder Säugling unter 3 Monaten und Ähnliches) dann kommen Sie bitte in unsere Praxis. ABER der medizinische Notfall wird von uns definiert und es kann durchaus passieren, dass wir Ihr Kind nicht als Notfall einschätzen, auch wenn es für Sie gefühlt ein Notfall ist. Jedes Kind, dass wir ohne Termin anschauen, bedeutet für mein Team und mich 15 Minuten Überstunde, denn wir haben unsere Kapazitäten maximal ausgereizt. Aktuell machen wir im Schnitt 1,5 Überstunden pro Tag und das geht auf Dauer an unsere Substanz!
  • Buchen Sie bitte keinen Termin als Neupatienten, in dem Sie die Abfrage bei Doctolib falsch beantworten. Selbst wenn Sie so einen Termin buchen, werden wir Sie nicht dran nehmen. Auch mit einer Coronaimpfung vor 3 Jahren bei uns oder einem Besuch als Vertretung vor 2 Jahren gelten Sie weiterhin als Neupatient. Es tut uns Leid.
  • Wenn Sie einen Termin bei uns gebucht haben, aber der Grund des Termins plötzlich weggefallen ist, dann sagen Sie den Termin bitte zeitnah über Doctolib ab und geben den Termin frei für ein Kind, dass ihn dringender braucht als Ihres.
  • Telefonisch werden wir aktuell ebenfalls überrannt mit Anfragen. Im Schnitt haben wir täglich über 400 Anrufe. Wir sind daher nicht unfreundlich oder faul, wenn wir nicht ans Telefon gehen (denn das tuen wir in jeder freien Minute), es sind einfach zu viele Anrufe! Nutzen Sie bitte unsere online Terminbuchung!
  • ACHTUNG: Ich musste leider zum Schutz meiner Mitarbeiter unsere telefonische Erreichbarkeit bis auf Weiteres aussetzen, da meine Mitarbeiter mit zunehmend negativen Emotionen konfrontiert wurden und ich Ihnen diese Belastung nicht täglich zumuten konnte. Wir sind daher aktuell telefonisch nicht mehr erreichbar!
  • BITTE seien Sie freundlich zu meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Mein Team arbeitet jeden Tag mit Herzblut, Freundlichkeit und Hingabe für die optimale Versorgung Ihrer Kinder. Für diesen aktuellen Notstand sind wir nicht verantwortlich. Und um dies auch mal mit aller Deutlichkeit zu sagen, neue Patienten sind leichter zu bekommen, als hervorragende Mitarbeiter. 

Ein Appell an die verantwortlichen Personen von Krippen, Kindergärten und Schulen:

  • Schicken Sie bitte keine Kinder mit Bindehautentzündung zum Arzt! Bindehautentzündungen sind der Schnupfen des Auges und verschwinden von alleine. Antibiotika sind so gut wie nie notwendig! Diese Kinder blockieren Arztzeit, die wirklich kranke Kinder dringender brauchen. Insbesondere in diesem Winter!
  • Schicken Sie bitte keine Kinder mit banalen Infekten für ein Attest zum Arzt. 99,9% der Kinder, die von Eltern krankgemeldet werden, sind es wirklich! Wir haben keine Kapazitäten für Krankschreibungen. Jede Vorstellung aus diesem Grund sorgt dafür, dass wirklich schwer kranke Kinder keinen Kinderarzttermin bekommen! Verzichten Sie bitte auf Atteste wegen Krankheit! Zur Not bestellen Sie die Kinder in Ihr Sekretariat und überzeugen sich selber von der Erkrankung der Kinder.

Was soll ich machen, wenn mein Kind krank ist?

  • Oft ist bei einer Erkrankung des Kindes eine sofortige Vorstellung beim Arzt nicht notwendig, insbesondere nicht, wenn es Ihrem Kind dabei noch relativ gut geht.
  • Magen- und Darminfekte zum Beispiel gehen immer von alleine wieder weg, man sollte lediglich auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Erst wenn Ihr Kind über lange Zeit das Trinken verweigert und viele Stunden lang kein Pipi mehr gemacht hat und Sie angst haben, es könnte austrocknen, oder es starke Schmerzen hat, die auch über längere Zeit anhalten, dann ist eine ärztliche Vorstellung notwendig.
  • Erkältungen dürfen auch mal länger dauern! Drei Wochen sind hier keine Seltenheit. Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kripp und Kindergärten machen meist auch mehrere Infekte hintereinander durch, ohne dass es eine spürbare Pause gab. Hier spricht man von Infektketten. Sollte Ihr Kind also zwischenzeitlich im Kindergarten gewesen sein und dann die Erkältung wieder schlimmer werden, dann machen Sie sich bitte keine Sorgen um Chronifizierung, es sind einfach nur 2 Infekte hintereinander. Mehr Infos zu Husten bei Kindern 
  • Bindehautentzündungen sind der Schnupfen des Auges und müssen nur in wenigen Ausnahmefällen (z.B. schwer kranken Kindern) behandelt werden. Fast immer reicht das Auswischen des Auges. Mehr Infos zur Bindehautentzündung hier
  • Notfälle, die dringend einem Arzt vorgestellt werden sollten sind z.B. Babys < 3 Monate mit Fieber (sofort!), Kinder mit Fieber und Hauteinblutungen (lassen sich nicht wegdrücken), Kinder mit Fieber und starken Nackenschmerzen, Kinder mit Fieber und starken Bauchschmerzen, wenn diese vor Schmerzen auf dem rechten Bein nicht mehr hüpfen können.
  • Und natürlich, wenn Ihr Bauchgefühl als Eltern sagt, dass es was schlimmes sein könnte weil es ihrem Kind wirklich schlecht geht.

Dieser Winter wird für alle Familien und Mitarbeiter im Gesundheitswesen ein harter Winter. Dieser Winter gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten 5 Jahren noch überrollen wird (50% der Hausärzte dieser Region wird in den nächsten 5-7 Jahren in Rente gehen!). Dieser Winter wird für uns alle deutlich spürbar das erste Mal aufzeigen, dass unser Gesundheitssystem an seiner Belastungsgrenze angekommen ist und es nicht mehr so weiter geht. Die Politik weiß schon seit 20 Jahren, dass dieser Zeitpunkt kommt und hat bis jetzt nichts unternommen. 

Jetzt ist der Zeitpunkt des www.Praxenkollaps.de da!

Wenn Sie Ihrem verständlichen Ärger und Frust Luft machen möchten, dann tuen Sie dies bitte gerne. Unsere Praxis (und die unserer Kolleginnen und Kollegen) ist allerdings der falsche Adressat (*freundliches Winken an die netten Menschen, die uns nicht so nette Dinge über Social Media und Google schreiben*), denn wir können nichts für diese Situation. Schreiben Sie an die Kassenärztliche Vereinigung www.kvn.de (aber auch die kann nichts dafür!) und vor allem, schreiben Sie an die Politik. Schreiben Sie dem Bundesministerium für Gesundheit und unserem Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach. Kontaktieren Sie die Presse und verschaffen Sie sich eine Stimme!

Die Stimmen der Ärzteschafft werden regelhaft von der Politik ignoriert oder mit dem Todschlagargument der jammernden „Spitzenverdiener“ abgekanzelt.

Ihre Stimme als Eltern, als Patientinnen und Patienten und vor allem als WÄHLER kann die Politik nicht so einfach überhören! 

Daher werden Sie LAUT! JETZT

Die Politiker unserer Regierung wissen seit 20 Jahren, dass wir bis 2035 einen massiven Ärztemangel haben werden, und es wurde nichts unternommen. Keine Erhöhung der Studienplätze, keine Verbesserung der Arbeitsbedingung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Es wird sogar immer unattraktiver gemacht, als niedergelassener Arzt zu arbeiten indem immer mehr Bürokratie zu bearbeiten ist, Ärzte das Risiko von existenzbedrohenden Regressen ausgesetzt sind und eine Bezahlung, die defacto seit 10 Jahren ein sinkendes Einkommen bedeutet aufgrund unterinflationärer Steigerung der Punktwertvergütung. Von der 1996 zum letzten Mal angepassten Gebührenordnung für Ärzte ganz zu Schweigen. Es ist also kein Wunder, wenn junge Kolleginnen und Kollegen nicht mehr bereit sind, unter diesen Bedingungen in eine Niederlassung zu gehen.

Gemeinsam versuchen wir, diese harte Zeit mit Ihnen zu schaffen! Zusammen, mit Vertrauen, Freundlichkeit und Kompetenz an Ihrer Seite!

Bis zur Verbesserung unserer Situation bitte ich Sie dafür aber um viel Verständnis und Geduld und BITTE seien Sie nett zu meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Wir geben Tag für Tag unser Bestes für die Gesundheit Ihrer Familie.

Mit freundlichen Grüßen und bleiben Sie gesund!

Ihr Michael Scheel

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin

und das Team der Kinder- und Jugendarztpraxis CUXLANDreimpell